Dresden-Wroclaw
Am Morgen des 03.09.2018 starten wir (12 Leute) unsere Reise nach Samara mit dem Trilex in Dresden. Der Nebel, der zur Abfahrt noch über Dresden hängt, verzieht sich im Laufe der Fahrt durch das schöne Ostsachsen langsam, sodass sich bei unserer Ankunft in Görlitz bereits die Sonne zeigt.
Anstatt den direkten Weg über Weglinec zu nehmen, hatten wir uns im Vorfeld zu einer Fahrt über Jelenia Gora nach Wroclaw, unserem ersten Ziel, entschieden. Beim Umstieg in den kleinen Triebwagen der KD fällt uns bereits auf, dass wir von nun an mit osteuropäischen Bahngesellschaften unterwegs sein werden. Ein erstes Zeichen ist die personelle Besetzung des Triebwagens. Neben dem Lokführer sind noch 2 Schaffner und ein weiterer Mitarbeiter (Funktion unbekannt) an Bord. Ein derartiger Personalaufwand für einen einteiligen Triebwagen würde jedem DB-Controller wohl die Tränen in die Augen treiben.
Die Abfahrt in Görlitz erfolgt pünktlich. Kaum ist die Grenze nach Polen überquert, spüren wir auch hier den Charme osteuropäischer Bahnen in Form von gelaschten Gleisen, über die wir mit bis zu 80 km/h (meist eher weniger) fahren. Der Zustand der Bahnhöfe passt sich diesem Standard an. Vorschriften und Diskussionen um Bahnsteighöhen scheinen auf polnischen Nebenbahnen keine Rolle zu spielen; der Bahnsteig ist einfach so hoch wie der Grashügel zwischen den Gleisen, der irgendwann einmal aufgeschüttet wurde.
Beim Kauf der Fahrkarten für unsere Gruppe gibt der Schaffner uns mit Händen und Füßen zu verstehen, dass uns irgendwo SEV erwarten wird. In Rybnica hält der Zug und alle Fahrgäste steigen aus. Hier beginnt also offensichtlich der SEV. Wir folgen den einheimischen Fahrgästen über die Gleise hinter das Empfangsgebäude, wo uns ein in Hannover ausgemusterter Bus erwartet. Angesichts des SEV haben wir Angst um unseren Anschluss nach Wroclaw; wie sich allerdings herausstellt, ist diese völlig unbegründet. Die Abfahrtszeit unseres Zuges wurde nach hinten verlegt, allerdings wusste der DB Navigator davon nichts.
Das „Entertainment“ im Zug ist mit Videos von Bahnübergangsunfällen, die über die Deckenbildschirme wiedergeben werden, für uns durchaus interessant gestaltet. Nach reichlich 2 Stunden Fahrt erreichen wir schließlich Wroclaw, unser heutiges Ziel.
Leider ist ein Termin bei den Verkehrsbetrieben der Stadt kurzfristig abgesagt worden. Wir wollten uns dort eigentlich über das TramPLUS-Konzept informieren. Dieses sieht vor, die Fahrzeiten der Straßenbahn im Innenstadtbereich auf bestimmten Linien zu minimieren, indem die Tram in Knotenpunkten Vorrang vor dem Autoverkehr erhält. Mit den zusätzlich dazu angeschafften Neufahrzeugen erhofft man sich eine Attraktivitätsteigerung des ÖPNV.
Stattdessen verbringen wir die Zeit mit etwas Sightseeing in der historischen Altstadt und einem Mittagessen in einer Milchbar. Entgegen des Namens handelt es sich dabei nicht um einen Verkauf für Molkereiprodukte, sondern um einen Imbiss, in dem hauptsächlich einfache, polnische Gerichte zu günstigen Preisen. angeboten werden. Anschließend erkunden wir das Straßenbahnnetz der Stadt ein wenig auf eigene Faust. Den Abend lassen wir in einer kleinen Brauerei mit Ausschank ausklingen.
Wroclaw-Warschau
Nach dem Frühstück geht es für uns bereits wieder zum Bahnhof. Die Fahrt nach Warschau, unserem zweiten Etappenziel, steht auf dem Plan. Ein moderner Pesa Dart aus einheimischer Produktion erwartet uns am Bahnsteig. Der positive Eindruck vom Äußeren des Zuges bestätigt sich im Inneren nur teilweise. Der Sitzabstand lässt zu wünschen übrig und bei Zugbegegnungen auf offener Strecke haben wir Angst, dass der Zug sich zerlegt. Im Vergleich zu Strecke Zgorzelec-Jelenia Gora ist der Ausbauzustand hier allerdings deutlich besser. Die Gleise sind nicht mehr gelascht und die Strecke erlaubt bis zu 120km/h.
Die Einfahrt in Warszawa Centralna, einem Bahnhof mit dem Charme einer Tiefgarage aus den 80er-Jahren, erfolgt pünktlich. Vor dem Bahnhof empfängt uns Warschau mit Sonnenschein und dem prächtigen Kulturpalast, der in seinem Zuckerbäckerstil alle anderen Gebäude in Warschau überragt. Nachdem wir im Hostel eingecheckt haben, unternehmen wir einen kleinen Stadtrundgang. Am Grabmal des unbekannten Soldaten erleben wir eine Wachablösung.
Den Rest des Tages erkunden wir die Stadt mit der Straßenbahn. Auffällig ist die sportliche Fahrweise der Warschauer Fahrer. Für die beste Rundenzeit wird alles gegeben.
Als Verkehrsingenieure ist eine Fahrt mit der Metro für uns natürlich Pflicht. Bei den Anzeigen in den Stationen hat man offensichtlich an den Eisenbahnfreund gedacht: Neben der Abfahrtszeit ist auch angegeben, welcher Fahrzeugtyp kommt.
In einem Restaurant mit polnischer Küche lassen wir den Abend ausklingen.
Warschau-Brest
Nachdem wir uns am Bahnhof mit einem Frühstück eingedeckt haben, begeben wir uns zu unserem Zug nach Brest. Zum ersten Mal auf dieser Reise fahren wir mit einem lokbespannten Zug. Durch die größtenteils flache, ostpolnische Landschaft nähern wir uns der polnisch-weißrussischen Grenze. In Terespol erfolgt die Ausreise aus Polen. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, fährt unser Zug langsam weiter Richtung Belarus. Direkt hinter der Grenzbrücke stoppt der Zug im Güterbahnhof und die weißrussischen Beamten steigen zu. Sie beginnen, alle Klappen im Fahrzeug zu öffnen, finden aber nichts. Im Zug ist es seit der Fahrt über die Grenze totenstill. Die Lage scheint erst. Dieser Eindruck wird durch die Mimik des Grenzbeamten und seine große Schirmmütze verstärkt. Routiniert blättert er die Pässe einhändig durch. Wir sind erleichtert, als wir unsere Pässe mit Einreisestempel zurückerhalten. Der Zug setzt seine Fahrt für die letzten 500m in den Normalspur-Teil des Bahnhofs Brest fort.Wilkommen in Belarus!
Über die Karl-Marx-Straße und die Leninstraße laufen wir mittags durch einen Kinder- und Freizeitpark zu unserem Hostel. Alle Fahrgeschäfte sind besetzt, offensichtlich haben die Kinder aber noch Schule, sodass sich der Besucherandrang eher im Rahmen hält. Nach dem Bezug des Hostels machen wir uns auf zum Eisenbahnmuseum. Der Eintritt hat keinen runden Preis, Wechselgeld ist auch nicht vorhanden. Uns fällt auf, dass das Museum über eine deutsche Kriegslokomotive der Baureihe 52 verfügt. Im Museumscafé machen wir uns nach unserem Rundgang mit einheimischen Brauspezialitäten vertraut.
Bevor wir uns zur historischen Festung Brest begeben, stärken wir uns mit Bliny und weiteren Erzeugnissen der weißrussischen Brauindustrie an einem Straßenstand.
Anschließend gehen wir durch das „Eingangstor“ zur Festung. Dahinter eröffnet sich eine weitläufige Anlage, die an die Verteidigung der Festung gegen die Deutschen im Jahr 1941 erinnert.
Den Abend verbringen wir in einem weißrussischen Restaurant, wo einige Teilnehmer durch die Bedienung Hilfestellung im Lesen der kyrillischen Schrift erhalten.
Brest-Minsk
Auf dem Weg zum Bahnhof decken wir uns mit Proviant für die ca. 5-stündige Fahrt ein. Da erstmals ein Samovar im Wagen sein wird, kaufen wir natürlich Tee und Tütensuppe. Wie es sich für einen Zug in die Hauptstadt gehört, fährt unser Zug vom Hausbahnsteig ab. Für diese Fahrt haben wir die beste Klasse im Zug für ca. 5€/Person gebucht. Beim Einsteigen ertönt Eros Ramazotti aus den Lautsprechern des Wagens. Wir denken noch, dass die Musik bei Abfahrt aufhört. Dem ist jedoch nicht so. Bis an die Stadtgrenze von Brest begleitet uns GorodFM, ein lokaler Radiosender. Kaum ist der Empfang verstummt, wird von der Provodniza eine CD eingelegt. Die restliche Zeit bis Minsk werden wir mit den schönsten (weiß-)russischen Schlagern beschallt. Das Tempo des Zuges ist eher gemächlich, über 80km/h kommen wir selten. Wir passieren Bahnhöfe, auf denen die Ziegen weiden. Was uns hingegen positiv auffällt ist die gute Instandhaltung der Bahnanlagen. Breite, gerodete Streifen links und rechts der Gleise verhindern, dass Bäume ins Gleis fallen können.
Zum Mittagessen beschließen wir, den Speisewagen aufzusuchen. Dort erwarten uns die Herren und Meister des Speisewagens, Valerij und sein uns unbekannter Koch. Für sehr wenig Geld erhalten wir Bier und zahlreiche Bliny. Diese werden selbstverständlich frisch auf dem Gasherd zubereitet.
Die Ankunft in Minsk erfolgt mitten in der Rushhour. Allgegenwärtig in Weißrussland, aber auch später in Russland, sind die Kontrollen an den Eingängen der Metro. Nachdem wir uns Tickets gekauft haben, müssen wir unser Gepäck vor dem Betreten der Metro durch einen Scanner wie am Flughafen schicken. Die Metro fährt in der Hauptverkehrszeit alle 90 Sekunden. Wir bemerken, dass dieser Takt auch notwendig ist. Hier fällt uns zum ersten Mal wirklich auf, was Massentransport bedeutet. Auch die Stationen sind voll und ganz auf große Menschenmassen eingerichtet. So gibt es keine störenden Elemente wie Mülleimer oder Plakate auf den Bahnsteigen. Einzige Ausnahme ist eine große Säule mit Hammer und Sichel am Ploschad Lenina (Leninplatz). Mit unseren Rucksäcken machen wir uns in der gut gefüllten Metro eher wenig Freunde.
Bereits am Bahnhof hat uns eine Erasmus-Bekanntschaft eines Mitreisenden empfangen, die uns auf einem kleinen Stadtrundgang die unterschiedlichen Facetten der Stadt zeigt. So gibt es neben einem wiederaufgebauten, historischen Stadtkern mit vergleichsweise kleinen, allein stehenden Häusern auch klassizistische Wohnblöcke von zweifelhafter Ästhetik. Dazu gesellt sich am gegenüberliegenden Ufer des Swislatsch eine an westliche Städte erinnernde Skyline mit Hochhäusern und einer Mall.
Zum Abendessen trinken wir Kwas am Ufer des Swislatsch und essen Bliny.
Minsk
07.09.
Für den heute anstehenden Termin in der Deutschen Botschaft müssen wir mit der Metro etwas raus fahren. Am Rande einer Plattenbausiedlung befindet sich das Botschaftsgebäude. Die Deutsche Botschaft hat zwei Standorte in Minsk. Da es am ursprünglichen zu voll wurde, hat man hier einen weiteren Komplex angemietet.
Unser Gespräch mit dem Attaché für Wirtschaft und Verkehr ist sehr aufschlussreich. Wir erhalten einen Überblick über die wirtschaftlichen Beziehungen der Bundesrepublik mit der Republik Belarus (so der offizielle Name Weißrusslands) sowie über die wichtige Rolle Weißrusslands als Transitland zwischen Westeuropa und Russland/China. Auch das Engagement Chinas in Belarus im Rahmen des Projekts „Neue Seidenstraße“ kommt zur Sprache. So rollen bereits heute mehrere Güterzüge pro Woche aus China Richtung Deutschland durch Belarus.
Angesprochen auf die politische Lage in Belarus, das als „letzte Diktatur Europas“ gilt, meint der Attaché, es handle sich bei Belarus um eine Präsidialdemokratie, in der der Präsident nun mal weitgreifende Möglichkeiten habe. Von einer Diktatur wolle er deshalb nicht sprechen. Schließlich könne man sich auf den Straßen frei und ohne Repressionen bewegen. Inwiefern dies auch für Kritiker des seit 1994 regierenden Präsidenten Lukaschenka gilt, ist uns persönlich nicht bekannt. Der Attaché empfiehlt uns noch, den „день танкиста/Tag des Panzerfahrers“ am nächsten Tag zu besuchen.
Nach dem Mittagessen in einer weißrussischen Kette, die sich auf einheimische Gerichte spezialisiert hat, unternehmen wir noch einen Spaziergang über den Unabhängigkeitsprospekt, eine 6-spurige Straße, die sich schnurgerade über ca. 4km mitten durchs Stadtzentrum zieht.
08.09.
фун-таг! (Fun-Tag!) Dieser Tag steht ganz im Zeichen von Entspannung und Spaß. Passend zum Stadtgeburtstag von Minsk haben verschiedene Attraktionen geöffnet. Wir verbringen den Vormittag nach einem ausgedehnten Frühstück im Kinderpark mit Autoscooter und Achterbahn fahren. Eigentlich wollen wir auch noch Riesenrad fahren. Gerade als wir uns anstellen, bleibt das Riesenrad stehen und Techniker klettern hinauf. Am Kassenhäuschen wir ein Schild „Атракци не работает/Attraktion außer Betrieb“ angebracht. Schade.
Wir machen uns auf den Weg zum Staatszirkus, der anlässlich des Stadtgeburtstages Tag der offenen Tür hat. Die dort dargebotene Show erinnert uns eher an Tierquälerei, vielleicht hat das Pferd aber auch einfach nur einen schlechten Tag.
Am Nachmittag fahren wir mit der Elektritschka raus zum Minsker Meer, einem Stausee, der die Sauberkeit des Swislatsch verbessern soll. Angesichts der Wasserqualität, die wir in Minsk wahrgenommen haben, wollen wir nicht wissen, wie es vor dem Bau des Stausees aussah. Ein Teil der Gruppe fährt mit modernen Flirt3-Triebwagen, ein anderer Teil für einen Bruchteil des Preises mit den alten Fahrzeugen aus Sowjetzeiten.
Den Abend verbringen wir in der Minsker Innenstadt, wo zum Stadtgeburtstag ein Feuerwerk abgeschossen wird.
09.09.
Nachdem wir vormittags mit Tretbooten über den Swislatsch gefahren sind und dabei das gute Wetter und die Skyline von Minsk genossen haben, begibt sich ein Teil der Gruppe zum vom Attaché empfohlenen „Tag des Panzerfahrers“. Dieser wird standesgemäß im und um den Siegespark gefeiert. Die ganze Veranstaltung wirkt auf uns sehr irritierend. Kleine Kinder laufen in Uniformen herum, Luftballons in Panzerform werden verkauft und das Gelände ist u.a. mit Panzern aus Burgerschachteln dekoriert. Auf der „Insel der Partisanen“ posieren kleine Kinder mit Panzerhaube und AK-47. Daneben lernen Jugendliche unter Anleitung eines Soldaten, wie sie ein Sturmgewehr auseinanderbauen, reinigen und wieder zusammenbauen. Diese Art der Werbung für das Militär scheint bei uns (glücklicherweise) undenkbar.
Bevor unser Zug nach Riga abfährt, essen wir noch einmal bei der bereits erwähnten weißrussischen Kette und decken uns mit Proviant für die Fahrt im Nachtzug ein. Dieser besteht aus ganzen drei Wagen und mit ihm verlassen wir die weißrussische Hauptstadt kurz vor 21 Uhr.
Riga
10.09.
Der Tag beginnt früh für uns. Gegen halb drei in der Nacht geht das Licht im Wagen an und die Ausreisekontrolle aus Belarus wird angekündigt. Kurz danach stehen 4 uniformierte Grenzer in unserem Wagen und verlangen unsere Pässe. Ein kurzer Blick des Beamten in den Pass sowie der Vergleich mit einem müden Gesicht genügen glücklicherweise. Unser Gepäck wird nicht durchwühlt. Nachdem die Ausreiseformalitäten beendet sind und unsere Pässe um jeweils einen Stempel reicher sind, fahren wir über die Grenze nach Lettland. Wieder geht das Licht an und erneut stören Formalitäten unseren Schlaf. Im Vergleich zum weißrussischen Grenzer flößt uns der lettische Beamte nicht soviel Respekt ein. Wir führen dies auf die fehlende, riesige Mütze und das weniger strenge Erscheinungsbild zurück.
Bei der Ankunft in Riga verzögern wir offensichtlich den Feierabend unserer Provodniza, da wir ihr die Betten nicht schnell genug abziehen. Kaum haben wir den Zug verlassen, wird er in die Abstellung rangiert und wir machen uns auf zu unserem Hostel. Nach dem Einchecken ist es Zeit für ein Frühstück in der Markthalle. Mit ihren zahlreichen Ständen findet sich hier für jeden Geschmack etwas.
Am Mittag erkunden wir ein wenig das Straßenbahnnetz und machen uns anschließend auf den Weg zum Fernsehturm, dem höchsten in der EU. Eine direkte ÖPNV-Anbindung hat der Turm nicht, wir verlassen den Trolleybus an der ca. 2km entfernten Schnellstraße. Der Weg von dort bis zum Turm ist geprägt von Brachland, die Straße zum Turm dient diversen Fahrschulen als Trainingsstrecke.
Der Turm, der gerade in den Farben Lettlands neu angestrichen wird, versprüht den Charme längst vergangener, sozialistischer Zeiten. Mit dem Fahrstuhl fahren wir hinauf auf die Aussichtsplattform. Neben zwei anderen Deutschen sind wir die einzigen Besucher dort.
Den Abend lassen wir im Ala, einer hervorragenden Kneipe in der Altstadt, bei Bier und Knoblauchbrot ausklingen.
11.09.
Mit der Elektritschka fahren wir am nächsten Morgen Richtung Ostsee. Unseren Strandspaziergang brechen wir ab, als es anfängt zu regnen.
Am Nachmittag teilen wir uns auf. Einige erkunden die Altstadt, andere das Straßenbahnnetz. Auffällig ist, dass die Linien keinen festen Takt fahren und die Bahnen an Zebrastreifen für Fußgänger anhalten. Nach einer Stärkung in der Markthalle und einem Unterstützungskauf für die lettische Spirituosenindustrie müssen wir auch schon zum Bahnhof. Leider verlassen uns in Riga einige Reiseteilnehmer, sodass wir von nun an nur noch zu zehnt weiterreisen werden. Der „Latvijas Ekspresis“, unser Zug nach St. Petersburg wartet bereits auf uns, und obwohl der Konsum von Alkohol im Zug eigentlich verboten ist, sehen wir uns zur Vermeidung von Problemen an der Grenze gezwungen, unsere Vorräte zu verköstigen. Da die Abfahrtszeit in Riga relativ früh lag und der Zug nicht allzu voll war, hatten wir hier einen lustigen Abend.
Die Grenzkontrolle ist dieses Mal wider Erwarten wesentlich entspannter als die vorherigen, da sie nicht mitten in der Nacht stattfindet. Obwohl die Platzkart-Wagen für uns durchaus bequem sind, stört das nächtliche Rangieren, bei dem fröhlich Kurswagen hin- und hergeschoben werden, die Nachtruhe doch etwas.
Sankt Petersburg
12.09.
Am Morgen des 12.09. erreichen wir nach einer fast 16-stündigen Fahrt Sankt Petersburg, welches sich mehrere Kilometer zuvor durch graue Plattenbauten und riesige Ausfallstraßen bemerkbar macht.
Direkt neben der Bahnhofshalle liegt das „Empfangsgebäude“ der Metro, wo wir uns die 3-Tages-Karte kaufen. Auch hier ist diese in Form einer Plastikkarte, anders als in den meisten deutschen Städten. Jetons gibt es aber auch und wir kaufen uns welche als Andenken. Ebenso wie in Minsk fallen uns auch hier die ständigen Sicherheitskontrollen an den Metroeingängen auf. Als der Wachmann bemerkt, dass wir aus Deutschland sind, winkt er uns durch.
Neben Zeitkarten ist auch der Kauf einer Einzelfahrt möglich. Die Bezahlung ist möglich, indem die Kreditkarte auf die Sperre gehalten wird.
Im Gegensatz zu anderen russischen Städten ist Englisch hier relativ weit verbreitet, vielleicht auch aufgrund der in diesem Jahr ausgetragenen Fußball-WM.
Nachdem wir unser Hostel bezogen haben, begeben wir uns auf die wohl berühmteste Straße der Stadt: den Newski-Prospekt. Obwohl die Straße mitten durchs Zentrum führt, hat man sich nicht gescheut, sie für eine Prozession zu sperren. Wir machen einen ersten, kleinen Stadtrundgang und besichtigen die Kasaner Kathedrale sowie die Auferstehungskirche. Zu Mittag essen wir in einer Stolovaya, einer Art öffentlicher Kantine, wie es sich insbesondere in St. Petersburg zahlreich gibt. Ein Hauptgericht ist für umgerechnet ca. 4€ zu bekommen.
Am Nachmittag steht der Besuch St. Petersburger Filiale der Russischen Staatlichen Juristischen Universität an. Der Termin dort wurde uns freundlicherweise von Prof.h.c.Dr.phil. Verena Barth vom Sprachenzentrum der TU Dresden vermittelt. Nach einer freundlichen Begrüßung mit Tee und Gebäck diskutieren wir mit Studenten der Universität die Unterschiede in der juristischen Ausbildung in Deutschland und in Russland. Vorteilhaft ist hierbei, dass eine Reiseteilnehmerin Law in Context an der TU Dresden studiert. Im Gegensatz zur sehr akademischen Ausbildung in Deutschland ist das Jura-Studium in Russland von Beginn an wesentlich
praxisorientierter. So müssen die Studenten nicht nur Gesetzestexte kennen, sondern lernen beispielsweise auch, wie man Leichen obduziert. Auch ein Schießtraining gehört zur Ausbildung der angehenden Juristen. Ebenso stehen ein nachgebildeter Gerichtssaal sowie eine Anwaltskanzlei zur Simulation von Verhandlungen zur Verfügung. Im Rahmen ihrer Ausbildung müssen die Studenten zudem in einer sog. „Law Clinic“ arbeiten. Hier können Bürger, die sich keinen Anwalt leisten können, kostenlos eine erste Rechtsberatung erhalten.
13.09.
Nach einem Frühstück im Café, bei dem wir dem morgendlichen Berufsverkehr beim im Stau stehen zuschauen, geht es zur PGUPS, der Staatlichen Universität für Eisenbahnwesen. Polina Polukhina vom Akademischen Auslandsamt der Universität führt uns über den Campus und zeigt uns u.a. die Bibliothek mit einigen wertvollen Schriften sowie verschiedene Labore. Besonderen Eindruck bei uns hinterlässt das Labor für Dieselmotoren. Hier befindet sich u.a. ein Motor einer Lokomotive, die auch in Deutschland als Baureihe 232 verkehrt. Unsere Nachfrage, ob man den Motor einmal starten könne, wird leider abgelehnt, da man der Architektur des ehemaligen Pferdestalls, in dem sich das Labor befindet, die Vibrationen nicht zumuten möchte.
Ähnlich wie in Dresden verfügt auch die PGUPS über ein Eisenbahnbetriebslabor. Im Gegensatz zu Dresden hat man die Anlage hier teilweise sogar mit kleinen Häusern usw. gestaltet. Wir erfahren hier u.a., dass es in Russland mittlerweile weder Formsignale noch mechanische Stellwerke gibt.
Neben der Besichtigung der Universität dient dieser erstmalige Besuch auch dazu, die bisher nur auf dem Papier bestehende Partnerschaft etwas mit Leben zu füllen. So diskutieren wir mit unseren Gastgebern auch über mögliche zukünftige Formate des fachlichen Austauschs. Wir merken, dass in Russland nach wie vor großes Interesse am Austausch mit Deutschland besteht und auch wir sind der Überzeugung, dass von einer Vertiefung der Zusammenarbeit beide Seiten profitieren können. Konkret weisen wir in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit eines Studentenaustausches hin.
Den Nachmittag verbringt ein Teil unserer Reisegruppe in der Eremitage, ein anderer Teil geht ins Eisenbahnmuseum. Da es sich hier um das offizielle Museum der RZD handelt, sind hier zahlreiche Fahrzeuge aus allen Epochen der Russischen Eisenbahn vertreten. Hier findet sich, wie bereits in Brest, eine Lokomotive der Baureihe 52. Offensichtlich gehört in jedes gut sortierte, sowjetische Eisenbahnmuseum mindestens ein Exemplar dieser Baureihe.
Natürlich darf eine ausgedehnte Fahrt mit der Metro in unserem Programm nicht fehlen. Die Ausschmückungen der Stationen sind weltberühmt, die Stationen dann live zu sehen, ist allerdings noch einmal atemberaubender als die Fotos es auszudrücken vermögen.
14.09.
Mit dem Ziel Peterhof, das „russische Versailles“, zu besuchen, wagen wir uns in eine Marschrutka. Diese Kleinbusse sind typisch für Russland. Der Zustand der Fahrzeuge und auch die Fahrkünste der einzelnen Fahrer können schwanken. Wir haben Glück und fahren mit einem relativ neuen Fahrzeug. Die Geschwindigkeitsüberschreitungen des Fahrers halten sich ebenfalls in Grenzen.
Für die Besichtigung von Peterhof werden durchaus westliche Preise verlangt, der Beliebtheit, insbesondere bei asiatischen Reisegruppen tut dies jedoch keinen Abbruch. Schloss und Park sind entsprechend überlaufen, Pracht und Protz dieser Anlage sind dennoch sehenswert.
Für die Rückfahrt entscheiden wir uns für eine Fahrt mit der Überlandstraßenbahn. Bis vor einigen Jahren verfügte St. Petersburg über das größte Straßenbahnnetz der Welt. Durch zahlreiche Stilllegungen hat es diesen Titel mittlerweile verloren. Überhaupt drängt sich beim Anblick des Oberbaus und der Fahrzeuge der Eindruck auf, dass man hier nicht übermäßig investiert. Einzelne Streckenabschnitte sind zwar saniert und auch eine vergleichsweise geringe Anzahl von Niederflurfahrzeugen wurde beschafft. Auch wenn ein Großteil der Fahrzeuge nicht barrierefrei ist, scheint dies hier kein großes Problem zu sein. Auch ältere Fahrgäste erklimmen die Stufen routiniert. Den Abend vor der Abfahrt unseres Nachtzuges nach Moskau verbringen wir mit Sightseeing an der Newa. Zum Abschluss unseres Aufenthalts essen wir noch einmal (sehr gute) Pelmeni, ehe wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen. Die Halle des Moskauer Bahnhofs in St. Petersburg ist auch nachts um eins noch gefüllt wie am Tag. Züge fahren im Minutentakt ab und alle Geschäfte haben geöffnet. Eine halbe Stunde vor Abfahrt wird die Gleisnummer unseres Zuges bekanntgegeben. Da unser Wagen fast direkt hinter der Lok hängt, laufen wir noch einmal gute 400m über den Bahnsteig. Erschöpft von unserem reichhaltigen Programm schlafen wir unter dem Rattern der Räder schnell ein.
Moskau
15.09.
Nach der Ankunft am Kursker Bahnhof fahren wir mit der Metro zu unserem Hostel. Uns fällt auf, dass die Stationen hier noch einmal etwas prunkvoller als in Sankt Petersburg ausgestattet sind.
Von unserem Hostel ist dies kaum zu behaupten. Es handelt sich vermutlich um ein halb-legales Hostel, welches aus einer 3-Raum-Wohnung mit Stockbetten besteht. Die Zahlung ist nur in bar möglich und Englisch spricht man auch nicht.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben und zu Mittag bei Макдональдс gegessen haben, begeben wir uns Richtung Roter Platz. Wie schon in Sankt Petersburg stellen wir fest, dass die Sehenswürdigkeiten hier sehr überlaufen sind. Ein Besuch im Kreml sowie am Bolshoi-Theater darf natürlich auch nicht fehlen.
Ein Teil der Gruppe, der schon einmal in Moskau war, besucht stattdessen den Fernsehturm Ostankino, wo ebenfalls sehr viel los ist. Der Besuch verläuft typisch russisch. Man muss durch 3 Sicherheitskontrollen und die auf dem Ticket angegebene Zeit ist nicht die Eintrittszeit.
Die Abendgestaltung verbringen wir unterschiedlich. Ein Teil besucht den Gorki-Park und Moskwa City, eine teilweise fertiggestellte Ansammlung von Wolkenkratzern. Wieder andere besuchen noch einmal den Roten Platz bei Nacht. Dieser hat sich zwar deutlich geleert, ist aber keinesfalls menschenleer.
16.09.
Der Tag beginnt etwas nebelig und verregnet. Ein Teil der Gruppe, der für diesen Tag den Besuch des Fernsehturms anvisiert hat, leidet aufgrund nicht vorhandener Sicht besonders darunter. Eine bessere Option ist deshalb sicherlich der Besuch des Kosmonautenmuseums. Sehr zu empfehlen ist eine Anreise zu beiden Attraktionen mit der Monorail. Diese wurde ohne erkennbaren verkehrlichen Nutzen als Prototyp für eine potentielle Flughafenanbindung gebaut. Glücklicherweise hat man von diesem Großprojekt abgesehen und es blieb beim Prototypen, dessen Betrieb allerdings in Kürze eingestellt werden soll.
Am Nachmittag steht ein Treffen mit Jewgenij Makarow von der Initiative Hochgeschwindigkeitsverkehr der Deutschen Außenhandelskammer an. In einem sehr offenen und informativen Gespräch erhalten wir Einblicke in die Arbeit der Initiative, welche aus deutschen, österreichischen und einigen russischen Unternehmen besteht, und sich zum Ziel gesetzt hat, den HGV in Russland (mit deutscher Beteiligung) voranzubringen.
Besonders interessant erscheinen uns diverse Planungen hinsichtlich neuer HGV-Strecken, die allerdings vor großen finanziellen und politischen Hürden stehen. So hat die RZD selbst kein großes Interesse an neuen Strecken; Intransparenzen und starre Strukturen machen die Arbeit nicht einfacher. So verwundert es uns auch nicht, dass es aktuell in Russland nur eine HGV-Ausbaustecke zwischen Sankt Petersburg und Moskau, den wirtschaftlichen und politischen Zentren des Landes gibt. Erschwerend zu den genannten Faktoren kommt die aktuell angespannte diplomatische Lage zwischen Russland und Deutschland/der EU hinzu.
Als wir unser zuvor am Bahnhof abgegebenes Gepäck abholen wollen, stellen wir im Nachhinein fest, dass jeder einen anderen Preis für die Aufbewahrung gezahlt hat. Diese individuelle, nachfrageorientierte Preisgestaltung (selbstständig durch den Mitarbeiter vorgenommen) beeindruckt uns.
Am Abend steht wieder einmal eine Fahrt mit dem Nachtzug an. Es geht nach Samara, dem eigentlichen Ziel unserer Reise. Unser Zug besteht aus 16 modernen Doppelstock-Schlafwagen die gut ausgelastet scheinen. Dieses Mal reisen wir im 4er-Abteil (russ. Kupe). Kurz nach der Abfahrt wird das mitgebuchte Essen vorbeigebracht. Insgesamt ist die Fahrt sehr angenehm. Es findet keine Grenzkontrolle mitten in der Nacht statt und die Provodniza kann das Alkoholverbot aufgrund der geschlossenen Abteile kaum kontrollieren. Nach einem kurzen Hinweis (кондиционер не работает/Die Klimaanlage funktioniert nicht.) an die Provodniza ist die Luft im Abteil auch wieder erträglich.
Samara
17.09.
Bei unserer Ankunft in Samara erwartet uns bereits Denis Denissov, der stellvertretende Leiter des Zentrums für internationale Beziehungen der SamGUPS am Bahnhof. Durch einen langjährigen Studienaufenthalt in Hamburg spricht er sehr gut Deutsch und wird für die nächsten Tage unser Ansprechpartner sein. Mit einer Marschrutka fahren wir zum Gästehaus der Universität. Der Fahrpreis wird während der Fahrt durch den Fahrer und Schaffner in Personalunion bei regem Verkehr kassiert. Das Abzählen des Wechselgeldes erfolgt routiniert im Kreisverkehr.
Die Unterkunft in Samara stellt gegenüber Moskau eine deutliche Verbesserung dar. Das Gästehaus wurde anlässlich der WM (Samara war Austragungsort) vollständig renoviert und wir erhalten 2er-Zimmer. Kaum haben wir unsere Zimmer bezogen, steht auch schon der erste offizielle Termin an. Ein Treffen mit dem Prorektor Maxim Garanin und ausgewählten Studenten der Universität. Wir tauschen Gastgeschenke aus und stellen uns gegenseitig vor. Mangels gemeinsamer Sprache funktioniert die
Kommunikation leider nur mittels Dolmetscher. Wir tauschen uns über das Studentenleben in Deutschland und Russland und seine Unterschiede aus. Wir erfahren, dass einige Studenten in Russland in ihren Semesterferien bspw. als Schaffner oder Gleisbauer bei der RZD tätig sind. Diese Art der Ferienarbeit hat bereits eine lange Tradition in Russland.
Beim anschließenden Rundgang durch die Uni besuchen wir u.a. das hauseigene Museum, die Kirche und das gut besuchte Sportzentrum. Sport zählt hier im Gegensatz zu Deutschland zum festen, verpflichtenden Bestandteil des Studiums.
Nach einem Spaziergang entlang der Wolga lassen wir den Abend in einer Kneipe ausklingen.
18.09.
Am nächsten Morgen begeben wir uns nach einem sehr reichhaltigen, mit süßem Gebäck abgerundeten Frühstück zum Eisenbahnmuseum. Die Fahrzeugausstellung ist interessant, so steht hier u.a. ein Teil des russischen HGV-Zuges, der Moskau und Sankt Petersburg vor dem Sapsan verband. Leider sind manche Fahrzeuge durch die Abstellung unter freiem Himmel etwas in Mitleidenschaft gezogen worden.
Zur Rückfahrt vom Museum nutzen wir die Straßenbahn. Wir staunen nicht schlecht, als der Fahrer mit dem Weicheneisen aussteigt und die Zunge mit einem geübten Griff umlegt. Denis Denissov erklärt uns, dass es im Netz der Straßenbahn Samara nur wenige elektrische Weichen gibt, die erst zur WM eingebaut wurden.
Da es vor einigen Jahren wohl einen Unfall gab, bei dem eine Straßenbahn auf abschüssiger Strecke nicht bremsen konnte, hat man dort eine Bremsprüfstation eingerichtet. Dabei legt eine Mitarbeiterin einen Hemmschuh vor die einfahrende Bahn. Kommt die Bahn zum Stehen, wird der Hemmschuh entfernt.
Am Nachmittag treffen wir uns mit einem Deutschkurs des „Zentrums für Fachübersetzung“ der SamGUPS. Bei Tee und Keksen tauschen wir uns über das Leben in Russland und in Deutschland aus. Mit einigen Kursteilnehmern machen wir uns abends zur Samara Arena, einer WM-Spielstätte auf.
19.09.
Am Vormittag besuchen wir das Kosmonautenmuseum. Samara ist ein wichtiger Raumfahrtstandort. Wesentliche Teile der Sojus-Raketen werden hier montiert. Entsprechend ist außen am Museum eine Rakete, die einst dem Leiter des Werkes zum Ruhestand geschenkt wurde, angebracht.
Anschließend geht es zum Stalin-Bunker, der hinter einer unscheinbaren Tür verborgen liegt. Stalin ließ während des 2.Weltkrieges, als die Deutschen kurz vor Moskau standen, hier einen Bunker anlegen, der im Zweifel die Regierung aufnehmen sollte. Als der Bunker nach nicht mal einjähriger Bauzeit fertiggestellt worden war, waren die Deutschen allerdings schon wieder weit zurückgeschlagen. Stalin hat den Bunker also nie betreten.
20.09.
Nach frühem Aufstehen bringt uns der Bus der SamGUPS zum Schiffsanleger an der Wolga. Denis hat für uns freundlicherweise eine Fahrt mit einem Tragflügelboot organisiert. So fahren wir mit diesem besonders schnellen Boot ca. 45 Minuten stromauf über die Wolga, um schließlich zu einer Wanderung durch die Shiguli-Berge zu starten.
Die Überfahrt zurück ans andere Ufer erfolgt mit einem Schnellboot, welches quasi als Pendel zwischen beiden Seiten verkehrt. Die rasante Fahrt quer zum Strom macht fast noch mehr Spaß als das Tragflügelboot.
21.09.
Unser letzter vollständiger Tag in Samara beginnt mit einem noch süßeren Frühstück als gewohnt. Joachim, der Präsident der Verkehrten Welt hat Geburtstag. Aus diesem Anlass haben wir russischen Kindersekt der Sorte Pappsüß und eine russische Torte, die zu 100% aus Sahne und zu 150% aus Zucker besteht, gekauft. Anschließend geht es zum Abschlusstreffen im Zentrum für Internationale Beziehungen. Zum Abschied bittet man uns, unsere Reise zur Erinnerung auf einem Plakat darzustellen. Diesem Wunsch kommen wir gerne nach und gestalten ein farbenfrohes Plakat, auf welchem alle Stationen unserer Reise verewigt sind. Darüber hinaus weist man uns darauf hin, dass, ausreichende Russischkenntnisse vorausgesetzt, Studenten aus Dresden ebenso wie die russischen Studenten in den Semesterferien Praktika als Schaffner oder Gleisbauer bei der RZD absolvieren können.
Den Abend verbringen wir im Maximilians, einem Restaurant mit deutscher Küche (oder was man in Russland dafür hält). Dort wird Oktoberfest gefeiert, und so erleben wir, wie man sich in Samara ein traditionelles bayerisches Volksfest vorstellt. Highlight des Abends ist auf jeden Fall der Fassanschlag. Im Gegensatz zum Einschlagen eines Hahns ins Fass wird dieses einfach mit einem Vorschlaghammer bearbeitet bis der Korken fliegt und das Bier sich über die Tanzfläche ergießt. Die Russen im Lokal findens toll, wir schauen dem Spektakel eher belustigt zu.
22.09.
Der Tag der Abreise aus Samara steht an. Ein Teil der Gruppe fliegt direkt über Moskau zurück nach Deutschland, ein anderer Teil reist weiter Richtung Volgograd. Wir bedanken uns bei Denis Denissov und der SamGUPS für die Gastfreundschaft und die schöne Zeit, die wir in Samara hatten. Zufrieden, aber auch etwas erschöpft von 3 Wochen Reise machen wir uns auf und verlassen Samara am Nachmittag bei noch einmal schönstem Sonnenschein.
Diese Reise wurde gefördert durch:
Bericht: Malte Worat, Marvin Maier, Albert Höchst
Fotos: Malte Worat, Albert Höchst