Mittlerweile gehört die Studienreise nach Omsk zu einer festen Größe bei den Reisen von Verkehrte Welt. In diesem Jahr sind wir von Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn in 42Stunden 2700km nach Omsk zum Besuch der staatlichen Eisenbahnuniversität „OmGups“ gefahren. Wer meint, das wäre eine unfassbar große Entfernung, dem sei der Blick in den Atlas empfohlen. In Russland muss man anders denken, einfach größer und in anderen Dimensionen. Entfernungen von mehreren Hunderten Kilometern spielen keine Rolle. Nur so viel: wir sind gerade einmal ein Drittel der gesamten Strecke der Transsib gefahren. Wir nutzten auf der Reise im Schlafwagen die Klasse „Coupé“, bei der sich vier Personen ein Abteil teilen, was sich als sehr bequem für diese lange Fahrt herausstellte und wir erlebten einen Eisenbahnbetrieb, den wir uns kaum vorstellen konnten.
In Omsk haben wir in fünf Tagen zahlreiche Exkursionen, darunter in ein Waggonausbesserungswerk, und Stadtbesichtigungen unternommen. Im Mittelpunkt stand eine verkehrswissenschaftliche Konferenz mit anschließenden Laborbesichtigungen. Unvergessen bleiben auch die allabendlichen Zusammenkünfte mit den russischen Studenten, mit denen wir uns recht schnell angefreundet haben. Zu erwähnen ist auch die allumfassende Betreuung. So hat man uns gleich von der ersten Minute auf dem Bahnhof bis zur letzten Minute, klar – auf dem Bahnhof, nahezu ununterbrochen nicht aus den Augen gelassen und versucht, uns jeden Wunsch zu erfüllen. So konnten wir z.B. ein Eishockey-Spiel der Omsker Mannschaft in der ersten russischen Liga sehen.
Aus Sibirien fuhren wir mit vielen neuen Eindrücken über Nacht wieder gen Westen nach Jekaterinburg, wo wir zwei weitere Tage und Nächte verbrachten. Dort stand ein Studententreffen auf dem Programm, das diesmal rein von der Studentengruppe der Ural State University Urgups organisiert wurde. Wie schon in Omsk haben wir hier recht offene, junge russische Studenten kennenlernen dürfen. Zudem hatten wir vorab eine Besichtigung eines Lokomotivwerkes von Uralloko organisieren können, ein Joint-Venture-Unternehmen, bestehend aus Siemens und dem russischen Hersteller Sinara.
Weiter ging es auf anderer Bahnstrecke ins tatarische Kasan, das auf halber Strecke zwischen Jekaterinburg und Moskau liegt. Dort haben wir erstmals allein eine Stadtbesichtigung unternommen, in einer Stadt, die als autonome Hochburg des russischen Islams gilt. Ausgerechnet hier haben wir den sogenannten russischen Gegensatz zwischen topmodern und unfassbar verschlissen, zwischen alt und neu, sowie arm und superreich wie nirgends auf dieser Reise erlebt. Auch nach diesen unvergessenen Impressionen fuhren wir wieder per Bahn innerhalb von zehn Stunden nach Moskau, wo wir unsere erlebnisreiche Studienreise mit wenigen Stunden Sightseeing beendeten.
Martin und Tobias