Am 25. August 2015 startete die zeitmäßig längste Reise der Vereinsgeschichte: die Eurasientour durch sechs Länder in 33 Tagen. Zunächst ging es zu elft gen Polen, wobei der Grenzübertritt in Zgorzelec mit der Kleinbuslinie P erfolgen musste, da der Schienenpersonenverkehr hier von Ende Februar bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 ruhte. Mit Zustieg in einen Zug der Niederschlesischen Eisenbahn in Zgorzelec Miasto ging es über Legnica/Liegnitz nach Breslau, wo wir in den etwas über drei Stunden Aufenthalt noch unsere Fahrkarte für den Nachtzug nach Lemberg organisieren mussten, was sich als nicht so einfach erwies, aber dann doch hinhaute.
Auch wenn die Nacht wegen der Grenzkontrollen und der frühen Ankunft nicht allzu geruhsam ausfiel freuten wir uns, am nächsten Morgen in einer der schönsten ukrainischen Städte angekommen zu sein. Hier trafen wir am Nachmittag auf zwei junge Verkehrsplaner, die uns die Stadt aus verkehrstechnischer Perspektive näherbrachten wobei wir einen weiteren Teilnehmer einsammelten. Mit einem von ihnen unternahmen wir am nächsten Tag auch noch als Kleingruppe eine Radtour bis in die Außenbezirke. Beide Abende verbrachten wir in der Altstadt mit ihren urigen und kultigen Bars, wobei die Banka-Bar unser Favorit wurde. Am Vormittag des dritten Tags erfolgte zu zehnt die Weiterfahrt nach Moskau, was gute 24 h dauerte und einen einstündigen Aufenthalt am Abend in Kiew beinhaltete.
In Moskau hatten wir zwei halbe Tage, wobei wir auch wieder Sascha trafen, den wir im Vorjahr dort kennengelernt hatten und zwei weitere Teilnehmer hinzustießen. Während ein Teil der Gruppe den Kreml besuchte schaute sich der andere die Stadt einfach so an. Am nächsten Vormittag wurde nochmals in einer Kleingruppe die Monorail besichtigt bevor die Weiterfahrt nach Jekaterinburg ab dem Jaroslawler Bahnhof anstand.
Die 36 Stunden bis Jekaterinburg gingen viel zu schnell rum, was auch einem ordentlichen Speisewagen geschuldet war. In Jekaterinburg selbst sorgten an einem Tag zwei Mädels der lokalen BEST-Gruppe für etwas Programm, am anderen Tag besuchten wir zunächst das Straßenbahn- und Obusmuseum und der Großteil der Gruppe im Anschluss die europäisch-asiatische Grenze.
Klassisch per Zug ging es weiter nach Omsk, wo wir von einer jungen Delegation und Alexander Teter am Bahnhof in Empfang genommen wurden. Die folgenden Tage erfolgten einige Besichtigungen wie z.B. einer Straußenfarm oder auch der legendären Kesselwagenreinigungsanlage. Auch konnten ein paar alte Bekanntschaften wieder getroffen werden. Leider stellte sich der sonstige Kontakt wieder aufgrund der Sprachbarriere und der Besuchszeitpunkt direkt zu Beginn des Semesters als schwierig heraus.
Nach sieben Tagen fuhren wir dann weiter gen Süden nach Kasachstan, wo wir zunächst einen dreitägigen Aufenthalt in der Hauptstadt Astana einlegten. Hier hatten wir des Öfteren auch Kontakt zur jungen Bevölkerung, die in der Regel Englisch kann. Am zweiten Tag besuchten wir die Deutsche Botschaft wie auch die lokale Verkehrsbehörde und hatten dort jeweils interessante Gespräche.
Von der neuen in die alte Hauptstadt ging es ein letztes Mal auf dieser Reise per Bahn über Nacht durch die kasachische Steppe. Hier hatten wir gut dreieinhalb Tage mit Besuchen u.a. an der KazATK angesetzt. Ansonsten hat Almaty durch seine Lage direkt vor dem Gebirge auch eine tolle Landschaft zu bieten, die wir mit einem Ausflug bis auf 3.200 m Höhe kennenlernen konnten.
In Almaty trafen wir auch Altvorstand Martin auf seiner Ostwärtstour und gemeinsam ging es am nächsten Tag per Marschrutka in die kirgisische Hauptstadt Bischkek. Auch hier hatten wir wieder einen universitären Kontakt über Omsk vermittelt bekommen, wobei die Polytechnische Universität in Bischkek einen eher pragmatischen Eindruck hinterließ. Am Nachmittag des dortigen Besuches fuhren jedoch drei Mitarbeiter mit uns extra in die bezaubernde Berglandschaft der Umgebung. Wieder per Marschrutka fuhren wir dann am Folgetag weiter an den zweitgrößten Gebirgssee der Welt, den Issyk-Köl-See. In dessen touristischem Zentrum Tscholpon-Ata am Nordufer hatten wir eine Unterkunft gebucht, wobei im Ort erkennbar schon Nebensaison war. Ein Bad im See gaben die Temperaturen aber nach der Ankunft noch her.
Der nächste Tag brachte dann für den Großteil der Gruppe den Heimweg, sie fuhr wieder nach Bischkek zurück, um von dort aus über Istanbul mit einem unterschiedlich langen Aufenthalt zurück nach Deutschland zu gelangen. Fünf hartgesottene begaben sich nun auf einen wahren Road-Trip über kirgisische Gebirgspässe und fuhren weiter ins Landesinnere mit Taxis. Die erste Etappe brachte die Gruppe in die kleinste Stadt der Welt mit einem Obusbetrieb: Naryn. Das dortige Hotel wird in angenehm-gruseliger Erinnerung bleiben 😉 Der Obusbetrieb besteht aus einer 6,7 km langen Linie auf der Hauptstraße, die mit fünf altbrauchbaren Bussen werktags im 20-Minuten-Takt befahren wird.
Auf der nächsten Etappe ging es nach Kasarman, wo wir in einer von einer Familie geführten Unterkunft unterkamen und mit einem kleinen Spaziergang die Gebirgslandschaft um den Hauptort der Gegend erkunden. Mit einer Schneedecke wurde schließlich der dritte 3.000er-Pass in drei Tagen gekrönt bevor wir im wieder deutlich dichter besiedelten Ferghana-Tal an der Grenze zwischen Kirgistan und Usbekistan in Osch landeten. Hier verbrachten wir zwei Tage bevor der nächste Teilnehmer seine Heimreise antrat und sich noch vier Teilnehmer ins benachbarte Usbekistan mit den härtesten Grenzkontrollen der ganzen Reise begaben.
Im Kleinwagen kamen wir von der Grenze weg, wobei wir diverse Checkpoints passierten und uns jeweils ausweisen mussten. Auch die Benzinversorgung gestaltete sich trotz zahlreicher Tankstellen als schwierig. Wir erreichten dann aber Andischan in Ostusbekistan, wo Martin über Freunde zwei ein Geschwisterpaar und deren Freundin organisiert hatte, die uns die Stadt zeigten. Übernachten konnten wir umsonst in einer sonst leerstehenden Mietswohnung am Rand der Stadt.
Wieder mit einem Taxi fuhren wir am nächsten Vormittag zunächst nach Kokand, wo es einen sehenswerten ehemaligen Gouverneurspalast im orientalischen Stil von Ende des 19. Jahrhunderts gibt. Nach kurzer Erholung in einer Moschee und dem Mittagessen in einem nahegelegenen Restaurant erfolgte die Weiterfahrt mit einem sogar etwas dem Deutschen mächtigen Taxifahrer bis in die Hauptstadt Taschkent. Gut zu sehen waren auf der Fahrt die großen Verkehrsprojekte auf Schiene und Straße am 2.000 m hohen Pass, der das Ferghana-Tal vom restlichen Usbekistan trennt.
Am Hostel in Taschkent angekommen trafen wir schon wieder auf Deutsche, die mit einem Golf 3 Kombi von Hamburg her gekommen waren. Mit anderen Hostelgästen gingen wir dann am Abend noch in ein Restaurant nahe des Hostels. Akustisch fiel uns sofort die Straßenbahn auf, die über einen sehr mäßigen Gleiszustand verfügt und ohne Kohleschleifleisten an den Stromabnehmern fährt, was ein deutliches Schleifgeräusch erzeugt. Trotzdem ist der Fuhrpark durchaus modern mit einigen VarioLF-Fahrzeugen aus Tschechien. Auf den Straßen dominieren ansonsten Chevrolets, da es in Usbekistan ein Werk gibt und ansonsten hohe Importzölle auf Gebrauchtwagen. Wir besichtigten etwas die Stadt und auch ausgiebig einen schönen Basar mit großem Angebot.
Am Morgen des 26.9. flogen schließlich die ersten beiden Teilnehmer von Taschkent über Moskau nach Berlin, wobei auch die Ausreisekontrollen sehr viel Zeit in Anspruch nahmen. Da ging es dem letzten zurückreisenden Teilnehmer am Abend besser, der dafür einen 11,5-stündigen Aufenthalt in Moskau in Kauf nahm und am Vormittag des 27.9. schließlich auch wieder in München deutschen Boden erreichte.
Der große Bericht ist noch in Arbeit.
Diese Reise wurde freundlicherweise gefördert von:
Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden e. V. |