Am sechsten Dezember begab sich die Verkehrte Welt auf Nikolausfahrt nach Görlitz mit dem Ziel, den Waggonbau von Bombardier in Görlitz zu besuchen. Nachdem wir bereits vor zwei Jahren das Werk in Bautzen besichtigt hatten, in denen Stadtbahnen gefertigt werden, sollte die Exkursion diesmal unter dem Fokus der Produktion von Eisenbahnfahrzeugen stehen. Der Eisenbahnbau hat in Görlitz bereits eine 150 Jahre alte Tradition. Das Markenzeichen des Waggonbaus ist die bis heute andauernde Produktion des vielseit ig eingesetzten Doppelstockwagens, der schon seit 1935 in der grundlegenden Bauweise gefertigt wird. Umso mehr wollten wir einmal hinter die Kulissen des aktuellen Waggonbaus blicken.
Insgesamt 25 Teilnehmer wollten sich diese Exkursion nicht entgehen lassen und scheuten das frühe Aufstehen an diesem trüben Dezembertag nicht. Dafür wurden sie von einer interessanten Werksführung belohnt. Ein langjähriger Mitarbeiter führte uns auf eine spannende Art und Weise durch das nahezu komplette Werksgelände und zeigte uns den Ablauf der Produktion der Fahrzeuge in den Werkhallen. Beeindruckend anzusehen waren die einzelnen Fertigungsstufen, in denen die Eisenbahnfahrzeuge sukzessive in ihren Arbeitsschritten gefertigt wurden. Dabei fiel eine bemerkenswert große Produktionstiefe auf, in denen die sogenannten Dostos entstehen. Angefangen von der Fertigung des Fahrzeugrahmens und dünner Bleche für den Rohbau durften wir auf unserem Rundgang verschiedene Produkte in ihrem Aufbau bis hin zur Endmontage und Inbetriebnahme begleiten. Zum Zeitpunkt der Besichtigung waren Doppelstockwagen für die Deutsche Bahn sowie Schweiz und Luxemburg und Arabien in der Fertigung zu sehen.
Nach dieser spannenden Führung ging es direkt mit der Straßenbahnbahn zum Depot des städtischen Straßenbahnhofs auf der Goethestraße. Wie viele kleinere Städte Ostdeutschlands verfügt auch Görlitz über ein kleines Tramnetz mit zwei Linien. Im Betriebshof erhielten wir eine Besichtigung der Wagenhalle und somit einen Einblick in die Werkstatt des Straßenbahnhofes. Überraschend stellten wir fest, dass am selben Standort ebenfalls die dispositive Leitstelle der Veolia Verkehr beheimatet ist, in welcher der gesamtdeutsche Eisenbahnverkehr dispositiv gelenkt wird.
Unsere Eindrücke ließen wir im Anschluss noch mit einem warmen Glühwein auf dem schlesischen Christkindlesmarkt ausklingen, bevor es im Nachmittag wieder zurück nach Dresden ging. Wir können auf zwei recht unterschiedliche, dennoch interessante Führungen zurückblicken und bedanken uns bei beiden Unternehmen für ihre freundlichen Unterstützungen.
Martin Köhler