Verkehr – Was bedeutet er für das Leben in Deutschland? Zum einen sind wir darauf angewiesen, jeden Tag zur Uni oder auf Arbeit zu fahren. Wir Studenten sind froh darüber, dass wir uns nachts nach dem Feiern keine Gedanken darüber machen müssen, wie wir nach Hause kommen. Der ÖPNV fährt die ganze Nacht über. Zum anderen jedoch haben wir gleichzeitig massive Probleme mit Lärm und Partikelemissionen. Doch wie sieht es außerhalb von Deutschland aus?
Genau diese Frage stellten sich Studenten aus Dresden schon 2003. Aus diesem Anlass gründeten sie die Verkehrte Welt. Sie wollten eine Konferenz von Studenten für Studenten organisieren, um den internationalen Austausch im Verkehrswesen zu fördern. 2003 fand somit das erste International Transport Meeting in Dresden statt. Durch den Erfolg des ersten ITMs folgten weitere in Zagreb (2004), in Györ (2005), in Novi Sad (2006), in Prag/Pardubice (2007) und 2008 in Zilina. Auf Grund der Wirtschaftskrise fehlte es in den folgenden Jahren an finanziellen Mitteln, um solch ein Treffen auszurichten. Doch die Pause sollte dieses Jahr ein Ende haben.
Nach 6 Monaten Planung, Finanzierung und Organisation war es dann am 22. April 2012 so weit. 44 Studenten aus Polen, Tschechien, Kroatien, Russland, Belgien und Deutschland kamen in Dresden an. Den ersten Abend verbrachten wir in der Wums e.V. bei Bratwurst und Bier. Alle Teilnehmer waren aufgeschlossen und freuten sich sehr auf die kommende Woche.
Am Montag hielt Prof. Lippold eine Eröffnungsrede, um alle Teilnehmer in Dresden willkommen zu heißen. Anschließend folgte eine Führung durch die Labore der Fakultät. Die Begeisterung über das Bahnlabor und den Flugsimulator der Studenten war großartig. Nach dem Mittag folgte eine Demonstration der Techniken in der Messstraßenbahn der TU Dresden mit verbundener Stadtrundfahrt. Den Tag ließen wir in der Neustadt bei einer Kneipentour ausklingen. „Prost“, „Nastrovie“ und „Cheers“ gehörten natürlich auch zu unserem Abendprogramm!
Der Dienstag war dann der erste Workshoptag. Schon im Vornherein konnten sich die Teilnehmer für einen Workshop entscheiden. Zur Auswahl standen die Themen „Mobility for All – Barrierefreiheit im ÖPNV“, „Modern City Mobility – der Stadtverkehr der Zukunft“ und „Highspeed Rail vs. Aviation – Chancen des Hochgeschwindigkeitszuges gegenüber dem Luftverkehr“.
Die Workshops konnten von den Leitern Simon, Tobias und Marie-Therese frei gestaltet werden und wurden durch Vorträge der Teilnehmer und externen Referenten, wie Prof. Ahrens und T. Becker, ergänzt. Das Feedback der Studenten zu den Workshops war beeindruckend. Sie konnten ihre Erfahrungen in Bezug auf den Verkehr austauschen, über aktuelle Probleme diskutieren und Lösungsansätze entwickeln. Sie hatten teilweise die Möglichkeit, in Exkursionen zu den Dresdner Verkehrsbetrieben die Theorie in der Praxis kennenzulernen. Dort wurde ihnen gezeigt, wie Menschen mit Behinderung in Dresden den ÖPNV ohne Hilfe von anderen, sondern nur durch Technik unterstützt, nutzen können.
Bevor am Donnerstag die zweite Runde der Workshops folgte, ging es am Mittwoch auf große Exkursion nach Berlin. Pünktlich um 7.00 Uhr morgens begann unser Trip in die Hauptstadt. In Berlin angekommen, wurden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt. Die einen blieben am Hauptbahnhof und konnten bei dem Workshop der DB International teilnehmen, die anderen fuhren mit der S-Bahn nach Rummelsburg in das ICE Werk der Deutschen Bahn. Dort hatten wir die Möglichkeit, uns die Züge nicht nur von der Seite, sondern auch von unten und von innen anzuschauen. Der Führerstand war für viele ein Highlight der Exkursion. Wer hatte nicht schon mal den Wunsch, so einen Zug zu steuern oder zumindest so zu tun!
Nach einem leckeren Mittagessen in der Kantine der DB folge eine Hauptbahnhofsführung mit interessanten Informationen zum Bau und der Konstruktion des Gebäudes. Den Nachmittag verbrachten dann alle unabhängig voneinander. Viele machten eine Sightseeingtour oder gingen shoppen. Nach dem anstrengenden Tag waren alle wieder froh, im Bus sitzen zu können. Frisch erholt ging es am Donnerstag in die nächste Workshoprunde, wo fleißig weiter an den verschiedenen Themen gearbeitet wurde. Simons Workshop hatte zudem die Möglichkeit, eine Stadtrally mit Rollstühlen zu unternehmen. So lernten die Teilnehmer, wie es ist, mit einem Rollstuhl den ÖPNV in Dresden zu nutzen. Den Abend füllte dann unsere Sportveranstaltung im Großen Garten. Egal ob Fußball, Volleyball oder Frisbee, da war für jeden etwas dabei!
Freitag war dann auch schon der letzte Tag, an dem wir noch kurz die Ergebnisse der einzelnen Workshops festhielten und viele Fotos mit den Teilnehmern machten. Nach der Ausgabe der Teilnehmerzeugnisse und einem Gespräch über die Zukunft des ITMs, hatten die Studenten den Nachmittag zur freien Verfügung. Einige von ihnen unternahmen eine geführte Sightseeingtour durch Dresden oder gingen shoppen. Andere genossen die Freizeit bei einem kühlen Bier. Den letzten Abend verbrachten alle im Gutzko-Club. Zum Dank an alle Teilnehmer und natürlich auch den vielen fleißigen Helfern sponserte die Verkehrte Welt ein 50l Fass Bier. Den Abend über feierten wir alle noch einmal kräftig und verabschiedeten uns voneinander. Natürlich wollen alle Teilnehmer und auch wir Mitglieder der Verkehrten Welt, dass wir uns im nächsten Jahr in einem anderen Land zum International Transport Meeting wiedersehen!
Eine Woche ITM hieß für uns Helfer natürlich jede Menge Arbeit, Stress und wenig Schlaf. Doch es hat sich wirklich gelohnt, denn das Feedback der Teilnehmer zu dieser Woche war überragend. Wir alle haben viel über die anderen Nationen gelernt, was ihre Probleme und Lösungen im Verkehrswesen sind, wo sie Potentiale für die Zukunft sehen, ihren Stand der Technik usw. Man kann nicht alles von dieser Woche aufzählen, doch ein weiterer wichtiger Teil war es, internationale Kontakte und vielleicht sogar Freundschaften knüpfen zu können. Die Teilnehmer haben uns gezeigt, wie es außerhalb Deutschlands aussieht und wir konnten ihnen einen guten Eindruck von unserer Nation vermitteln!
Der Erfolg des ITMs in diesem Jahr hat gezeigt, dass die Tradition erhalten werden muss. Sie trägt eindeutig dazu bei, den internationalen Austausch von Erfahrungen und Wissen im Bereich des Verkehrs zu fördern. An dieser Stelle folgt im nächsten Jahr somit hoffentlich ein Beitrag vom ITM vielleicht aus Belgien!?
Marie-Therese Glasow